Killerspiele, das leidige Thema wo Journalisten bei ihrer Kompetenz an Grenzen stoßen und Gamer auf Google Maps die Adresse der Redaktion suchen, um nett anzuklingeln sich schriftlich zu beschweren.

Immer wieder werden seit Jahren fragliche Berichte im TV ausgestrahlt, wo Gamer als stinkende, langweilige Uhrwaldnerds dargestellt werden. Unzählige Artikel wurden in den letzten Jahren von Spielemagazinen veröffentlicht, um sich gegen die Berichterstattung der TV-Medien zu wehren, daher möchten wir hier nicht näher auf die Frage eingehen, ob Killerspiele wirklich so böse sind und verbrannt gehören.

Viel mehr stellen wir uns die Frage, welchen Einfluss der Begriff Killerspiele und die damit verbundenen TV Berichte auf den deutschen E-Sport haben. In wie weit haben Medien und Politik die stetig sinkenden Preisgelder beeinflusst und die Sponsorensuche erschwert?

Hinweis

Wir möchten an dieser Stelle darauf hinweisen, dass sich die Öffentlich Rechtlichen (ARD, ZDF, WDR, 3Sat etc.), in den Programmgrundsätzen zu einer sachlichen und wahrheitsgetreuen Berichterstattung verpflichten. Des Weiteren beinhalten die Programmgrundsätze das Recht auf Kritik sowie das Recht eine Gegenposition darzulegen. Von diesem Recht machen wir in diesen Artikel gebrauch. Wir wollen keinen Sender und keine Personen beleidigen, verhöhnen oder absichtlich ins schlechte Licht rücken. Es ist das Ziel Fakten zu präsentieren und unsere Ansicht der Dinge darzulegen.

Gamer in den Medien – Verzerrung der Realität

Um diesen Fragen auf den Grund zu gehen, beginnen wir zunächst mit den Medien.

Angefangen hat die Debatte mit einem Amoklauf in einer deutschen Schule und der Sündenbock war natürlich schnell gefunden. Nicht das soziale Umfeld, wie Mitschüler, Lehrer oder das Elternhaus sollen den jungen Mann so geisteskrank gemacht haben, nein es war unumstritten, wie ein normaler Bürger es sagen würde, „das böse Schießspiel“ Counter-Strike. Damit soll er seinen Amoklauf mehrfach trainiert haben. Der Begriff „Schießspiele“ ist zwar eindeutig zu definieren und sehr passend gewählt, aber anscheinend noch viel zu harmlos. Es folgte die Geburt des Bergriffs „KILLERspiele“. Dieser Begriff sollte schon bald jedem Deutschen, unabhängig von Jahrgang, klar machen, dass Spiele nicht zur Unterhaltung dienen, sondern potenzielle Massenmörder schaffen.

Seit dem haben unzählige TV Berichte dieses Thema aufgefasst und gegen die Spielebranche gehetzt. Nicht wahrheitsgemäßige Aussagen, lächerlich schlechte Recherchen und den normalen jugendlichen Killerspiel-Spieler als Feindbild.

Im Folgenden ein paar Beispiele der Fernsehberichte seit dem Jahr 2007. Diese zeigen sehr gut, in wie weit sich die Berichterstattung in den letzten Jahren verändert hat und wer ein wenig weiter denkt, erkennt auch wie diese den E-Sport massiv beeinflussen. Wir ersparen euch dabei die detaillierte Analyse und Richtigstellung jedes einzelnen Berichtes, weil das schon 1.000 Andere vor uns getan haben. Euch dürfte schließlich auch ohne unser Zutun bekannt sein, dass „World of Warcraft“ kein Killerspiel ist, wie es in den Medien propagiert wurde und „Doom 3“ nicht ohne Altersbeschränkung verkauft werden kann.

 

ZDF – Dezember 2007

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Einer der wohl bekanntesten Berichte zum Thema Killerspiele wurde vom ZDF in der Sendung „Frontal 21“ ausgestrahlt. Dabei werden immer wieder Fakten verdreht, eindeutig falsche Informationen propagiert vermittelt und „Gamer“ befragt, die eindeutig nicht in das Bild eines Durchschnittspielers passen.

So soll es in einigen Spielen das Ziel sein, Lehrer und Schüler zu erschießen und in „GTA“ gehört es dazu Rentner zu erschlagen. Das hätte wohl selbst Oma besser gewusst…

Nachdem jede Menge Beschwerden beim Sender eingingen, veröffentlichte der Redaktionsleiter Claus Richter wenig später eine schriftliche Stellungnahme zum Bericht. Wir bedanken uns hiermit für die Stellungnahme, denn diese hat uns eindeutig die Augen geöffnet. Endlich wissen wir, dass die Steigerung von „nicht Kritikfähig“ nur „Frontal 21“ sein kann – wieder was dazugelernt.

Mit der Hoffnung, dass auch die Redaktion von Frontal 21 gemerkt hat, wie lächerlich diese Stellungnahme eigentlich ist, wurde diese natürlich wenig später gelöscht. Hier der ehemalige Link. Hat der Sender dazugelernt oder beweist dies nur erneut die Kritikunfähigkeit?

 

ZDF – April 2009

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Schaut man sich den ZDF Bericht im „Heute Journal“ aus dem Jahr 2009 an, können wir diese Frage mit einem „Ja“ beantworten. Zwar bekommt hier das heißgeliebte Spiel „Call of Duty“ am Anfang auch sein Fett weg, alles in einem ist der Bericht aber eine deutliche Verbesserung.

Endlich kommen beide Seiten zu Wort und auch auf den E-Sport wird zum Ende hin eingegangen. Einige Statement von bekannten E-Sportlern, das Aufräumen mit den typischen Spieler-Klitsches und schon kann man sich diesen Bericht anschauen.

 

3Sat – August 2009

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Wer allerdings glaubt, dass alle öffentlich rechtlichen Sender allgemein dazugelernt haben, wird schon wenige Monate nach dem ZDF Bericht enttäuscht. Die Satire-Sendung „Sixtus vs. Lobo“ griff im 3Sat das Thema Killerspiele auf und strahlte dazu einen kleinen Sketch aus.

Nachdem wir uns den Sketch angeschaut haben, sind wir ehrlich gesagt etwas sprachlos… Was soll man dazu sagen? Die Redaktion hat das Thema erkannt und die lächerliche Diskussion der Medien noch mehr ins Lächerliche gezogen. Für uns stellt sich die Frage, ob so ein Sketch wirklich nötig ist und wer darüber lachen soll. Als öffentlich rechtlicher Sender wäre es wohl angebracht gewesen, richtige Aufklärungsarbeit zu leisten und einen informativen Bericht auszustrahlen, anstatt solchen Kinderkram auf (R)TL-Niveau.

 

3Sat – August 2009

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War der erwähnte Sketch nur ein Ausrutscher und wurde komplett falsch interpretiert? Wer sich den umfassenden Bericht anschaut der am selben Tag auf 3Sat ausgestrahlt wurde, könnte man das annehmen.

Hier wird umfassend auf das Spiel „Counter-Strike“ eingegangen und das Spielprinzip selbst der älteren Generation verständlich erklärt. Es geht nicht mehr um brutale Killerspiele, sondern um jugendliche die einer „Sportart“ nachgehen. Neutrale Medienwissenschaftler werden befragt und auch einige E-Sportler selbst kommen zu Wort.

Seht ihr, so schwer ist das doch gar nicht… Gratulation an die Redaktion.

 

Öffentlich Rechtliche und private Sender

Dass private Sender oft mehr Müll als Informatives ausstrahlen, dürfte mittlerweile allgemein bekannt sein. In dieser Debatte jedoch ist deutlich zu sehen, dass in erster Linie die von uns finanzierten Sender wie ARD, ZDF, WDR, 3Sat etc. diese Debatte angeheizt haben.

Überforderte Journalisten und schlecht recherchierte Berichte, die den Eindruck vermitteln, als würde öffentliche Hetze betrieben. Staatlich unterstützte und von uns finanzierte Sender mit einem gigantischen Einfluss auf die Politik und Gesellschaft. Haben die Öffentlich Rechtlichen nicht eigentlich einen ganz besonderen Bildungs- und Informationsauftrag? Wir lassen die Frage einfach mal im Raum stehen.

 

Ende gut, alles gut… oder auch nicht

Von dem im Jahr 2007 erwähnten Bericht hat es zwei Jahre gedauert, bis die öffentlich rechtlichen Medien wirklich ein Umdenken vollzogen haben. Abgesehen von den unzähligen Berichten die vor 2007 zu dieser angeheizten Debatte ausgestrahlt wurden, haben wir ab 2009 fast nur noch positive Berichte gefunden.

Nun stellt sich aber für uns die Frage, wie groß die verursachten Schäden sind und wieso der E-Sport noch heute darunter leidet.

 

Einfluss der Medien auf die Politik

Die öffentlich rechtlichen Sender haben in Deutschland von allen Sendeanstalten den größten Einfluss auf die Politik und Gesellschaft. Es wird wohl weniger gebildete Politiker geben, die ihre Informationen von privaten Sendern wie RTL beziehen.

Es gab Amokläufe an den Schulden, die Medien heizten die Debatte richtig an und lieferten der Politik auch direkt den passenden Sündenbock: Die Killerspiele. Regierende Politik mussten nach dieser Schreckenstat Position beziehen und fraßen den Öffentlich Rechtlichen aus der Hand. Was folgte war die Forderung nach einem bundesweiten Verbot von Killerspielen.

 

Einfluss der Medien und Politik auf die Gesellschaft

Wenn so viele negative Berichte im Fernsehen ausgestrahlt werden und gleichzeitig führende Politiker sich ganz klar für ein Verbot von Killerspielen aussprechen, bewirkt das natürlich auch ein Umdenken in der Gesellschaft.

Ego-Shooter waren bisher nie ein Thema und kaum einer konnte mit dem Begriff was anfangen. Kein Wunder also, dass sich bei der Hysterie auch sehr viele Lehrer und Eltern gegen diese Spiele aussprechen und Angst um ihre Kinder bzw. Schüler bekommen. Intensive Gespräche mit der Klasse und im Elternhaus waren die Folge, Eltern organisierten sich und Lehrer fragten in der Klasse rum, wird denn Killerspiele zu Hause hat. Die Debatte ist im Kern der Gesellschaft angekommen.

Wir fassen zusammen:

  1. Die Medien hetzen gegen Ego-Shooter
  2. Die Politik wird von den Medien beeinflusst und fordert Verbot
  3. Die Gesellschaft wird von den Medien und der Politik beeinflusst
  4. Schwere folgen für den E-Sport

Ist der deutsche E-Sport am Ende?

Der E-Sport lebt von Sponsoren. Ohne Geldgeber gibt es keine Veranstaltungen und ohne Preisgelder keine Teilnehmer. Wenn wir wissen wollen, ob die Killerspiel-Debatte den deutschen E-Sport in die Ruin getrieben hat, müssen wir uns nur die Preisgelder der letzten Jahre anschauen und diese mit internationalen Veranstaltungen gegenüberstellen.

Das wird in diesem Artikel erst mit der Berichterstattung ab dem Jahr 2007 anfangen hat seine Gründe, wie ihr in der folgenden Aufführung erkennen werdet.

 

Preisgelder bei deutschen und internationalen Turnieren

Intel Extreme Masters
International
ESL Pro Series
Germany
2002 € 80.000
2003 € 160.000
2004 € 180.000
2005 € 220.000
2006 € 309.000
2007 $ 529.250 € 334.000
2008 $ 760.000 € 332.000
2009 $ 527.500 € 259.000
2010 $ 274.200 € 251.000
2011 $ 643.000 € 214.000
2012 $ 696.000 € 177.000
2013 $ 605.000 € 104.000

 

Im Jahr 2007 wo die Killerspiel-Debatte ihren Höhepunkt erreicht hat, sind die Preisgelder der deutschen Bundesliga erstmals gesunken. Der Vergleich zeigt, dass die Preisgelder bei internationalen Veranstaltungen recht stabil sind (Ausnahme 2010), in Deutschland hingegen sind diese massiv eingebrochen.

Seit 2007 bis heute sind die ausgeschütteten Gewinne jährlich stetig gesunken. So waren 2007 noch rund 334.000 € bei der ESL Pro Series im Pott. Im Jahr 2013 waren es gerade einmal  104.000 €. Bei den Intel Friday Night Games hingegen wurden im Jahr 2007 ganze 529.250 Dollar und im Jahr 2013 ganze 605.000 Dollar ausgeschüttet.

Eine wirklich erstaunliche Entwicklung, woran das wohl liegen mag?

Sicherlich muss hierbei auch die Weltwirtschaftskrise aus dem Jahr 2008 berücksichtigt, jedoch erklärt das nicht, warum selbst heute noch die Preisgelder dermaßen niedrig sind. Schließlich gehört Deutschland zu den Ländern, die gemeinsam mit Europa die Krise am besten überwunden haben.

 

Ruf der deutschen Sponsoren

Wenn wir davon ausgehen, dass wir mit unserer These richtig liegen, stellt sich die Frage, warum sich deutsche Sponsoren wegen einer Killerspiele-Debatte vom E-Sport abwenden. Versetzt man sich in die Lage eines Unternehmens ist das eigentlich leicht zu erklären.

Eine Firma die deutschlandweit Produkte verkauft, die nicht ausschließlich Gamer ansprechen, darf den eigenen guten Ruf bei den anderen Verbrauchern nicht aufs Spiel setzen. Zu einer Zeit, wo Ego-Shooter als Killerspiele in den Köpfen der Menschen festsitzen, ist es keine gute Idee diese zu unterstützen. Vor einigen Jahren kann sich jeder denken, wie die Medien die jeweiligen Unternehmen zerrissen hätten, denn keiner möchte in den Schlagzeilen lesen, dass die Firma wo ich gerne Produkte kaufe, mit Geldern potenzielle Amokläufer finanziert.

 

Sinneswandel 2013 / 2014

Die Killerspiel-Debatte ist mittlerweile mehr als ausgelutscht und auch die deutschen Medien haben das endlich verstanden. Wer sich heute Berichte oder Talk-Runden anschaut, sieht im Bezug auf Killerspiele fast keine Kriminalisierung mehr und auch Spieler kommen immer wieder selbst zu Wort. So zum Beispiel bei der Sendung „Log In“ im ZDF, wo der bekannte YouTuber „LeFloid“ stellvertretend für die Community eingeladen wurde und eine offene Diskussion stattfand. Sehr sehenswert.

Um jedoch den verursachten Schaden der Medien wieder gut zu machen, reicht das leider nicht aus. Der deutsche E-Sport kann nur eine Zukunft haben, wenn dieser in Deutschland offiziell als Sportart anerkannt wird. Nur so ist es möglich das Vertrauen innerhalb der Gesellschaft und damit auch das Vertrauen der Geldgeber zu gewinnen.

Wir würden uns über eine Verbreitung dieses Artikels sehr freuen und laden euch in den Kommentaren zu einer Diskussion ein. Was haltet ihr von unserer These und wo seht ihr den deutschen E-Sport in 5 Jahren?